Projekte & Länder

Coronavirus: Nicaraguas fataler Sonderweg

Zwischen Repression und Leugnung

von Isabell Nordhausen
Veröffentlicht 24. JUNE 2020

Am 10. Juni konnten wir einen besonderen Gast bei einem Online-Gespräch begrüßen. Wir sprachen mit Dora María Téllez, die als „Comandante 2“ in der sandinistischen Revolution kämpfte und von 1985 bis 1990 Gesundheitsministerin Nicaraguas war. Bereits 1995 verließ sie die FSLN aufgrund des autoritären Kurses Daniel Ortegas. Mit anderen ehemaligen Kommandant*innen gründete sie die Bewegung der sandinistischen Erneuerung (MRS), eine linksgerichtete Oppositionspartei Nicaraguas.

In der von Berliner Solidaritätsgruppen organisierten Videokonferenz berichtete Dora María Téllez uns von den katastrophalen Zuständen im Land: vom kollabierten Gesundheitssystem, von Repressionen und der Untätigkeit seitens der Regierung und von den Forderungen der Opposition.

Die Regierung von Präsident Daniel Ortega weigert sich weiterhin jegliche Präventionsmaßnahmen zur Eindämmung des sich in Nicaragua rasant verbreitenden Coronavirus zu treffen. Im Gegenteil: Sie organisiert sogar explizit Großveranstaltungen und tut alles dafür, um ihr Narrativ „in Nicaragua herrsche Normalität“ aufrechtzuerhalten. Zahlreiche Ärzt*innen, die über die katastrophalen Zustände in den Krankenhäusern berichteten, wurden derweil entlassen. Unterdessen häufen sich die Todesfälle: Darunter finden sich auch hochrangige Funktionär*innen, Abgeordnete und Bürgermeister*innen der Regierung. Auch der frühere Guerillaführer Edén Pastora erlag am 16. Juni den Folgen von Covid-19.

Téllez hat zusammen mit anderen ehemaligen Gesundheitsminister*innen einen Brief an die Panamerikanische Gesundheitsorganisation geschrieben, in dem die Besorgnis über Ortegas Untätigkeit bei der Eindämmung der Pandemie zum Ausdruck gebracht wurde. Zum Zeitpunkt des Gesprächs war Téllez selber mit dem Corona-Virus infiziert, befindet sich aber auf dem Weg der Besserung.

Lesen Sie die Zusammenfassung des Gesprächs

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