Die gute Nachricht ist: Unsere Forderung, dass es mehr Transparenz über die Lieferketten von Automobilherstellern braucht und, dass Menschenrechte und Umweltstandards beim Rohstoffbezug gewahrt werden müssen, ist bei den namhaften Autokonzernen zumindest angekommen. Es gehört mittlerweile zum guten Ton, Mitglied in Rohstoffinitiativen zu sein und eine Unternehmenspolitik zu Menschenrechten und Umweltstandards zu haben. Außerdem fangen die Unternehmen an, über ihr Engagement für Menschenrechte und Umweltstandards zu berichten.
Die schlechte Nachricht ist: Beim genaueren Hinsehen zeigt sich, dass das allein nicht reicht. Vom Anspruch, konsequent und transparent über die genaue Herkunft sowie die Bedingungen beim Abbau der Rohstoffe zu berichten, bleibt am Ende wenig übrig. Nur schleppend und wählerisch übersetzen die Unternehmen ihre Verantwortung in einzelne konkrete Maßnahmen. Deren Wirksamkeit bleibt darüber hinaus fraglich. Das zeigt unsere gemeinsam mit PowerShift herausgegebene Studie „Performance-Check Automobilindustrie: Verantwortungsvoller Rohstoffbezug?“.
In der Studie haben INKOTA und PowerShift verschiedene Rohstoff- und Industrieinitiativen analysiert, in denen die drei größten deutschen Autounternehmen BMW, Daimler und VW Mitglied sind. Außerdem wurden ihre Nachhaltigkeitsberichte untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass den großen Worten und hohen Zielen häufig kleine, selektive Taten und niedrige bis gar keine nachvollziehbaren Ergebnisse folgen.
Insgesamt drängt sich der Eindruck auf, dass die Autounternehmen versuchen, ihre eigene Verantwortung durch die Mitgliedschaft in Industrie- und Rohstoffinitiativen auszulagern. Allerdings bleibt die Wirkung der Maßnahmen solcher Initiativen ebenfalls unklar.
Abschließend kommt die Studie zu dem Fazit, dass die deutsche Automobilindustrie von verantwortungsvollem Rohstoffbezug noch weit entfernt ist.
Damit wird einmal mehr deutlich, warum wir ein Lieferkettengesetz brauchen, das Unternehmen keine Wahl lässt, sondern sie verpflichtet, Verantwortung zu übernehmen. Entscheidend dabei ist, dass solch ein Gesetz, den Betroffenen von Menschenrechtsverletzungen und Umweltverstößen ermöglicht, vor deutschen Gerichten auf Schadensersatz zu klagen.
ANMERKUNG: Überarbeitete Fassung der Studie, Dezember 2020. Die neue Fassung enthält Änderungen auf den Seiten 14 und 32-33. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Studie Performance-Check Automobilindustrie: Verantwortungsvoller Rohstoffbezug?
Erfahren Sie mehr zum Themen Bereich Ressourcengerechtigkeit