
Der Export tödlicher Gifte: Europas doppelte Standards im Pestizidhandel
Der Einsatz hochtoxischer Pestizide ist in der Europäischen Union (EU) verboten – ihr Export in Länder außerhalb der EU jedoch nicht. So gelangen gefährliche Chemikalien weiterhin in den globalen Süden, wo sie schwerwiegende Folgen für Mensch und Umwelt haben.
Rückstände dieser Pestizide sind in zahlreichen Nutzpflanzen nachweisbar – und damit auch in der Nahrung vieler Menschen. Besonders gravierend sind die Auswirkungen jedoch für jene, die in der Landwirtschaft direkt mit diesen Stoffen in Berührung kommen. In vielen Ländern fehlen verbindliche Schutzvorkehrungen oder deren Kontrolle – mit teils verheerenden gesundheitlichen Folgen für Landarbeiter*innen.
Doch nicht nur Menschen sind betroffen: Hochtoxische Pestizide belasten auch Böden und Gewässer und schädigen somit ganze Ökosysteme.
Der vom Regionalbüro der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) in Südafrika produzierte Dokumentarfilm «Toxic Harvest» begleitet Landarbeiter*innen, die durch den Kontakt mit giftigen Pestiziden gesundheitliche Schäden erlitten haben. Fachleute sowie agrarökologische Kleinbäuerinnen und -bauern erläutern die Gefahren dieser Stoffe und zeigen nachhaltige Alternativen auf.
Gemeinsam prangern sie die menschenrechtlichen Doppelstandards der EU an und fordern verbindliche Gesetze, die den Export und Einsatz hochgiftiger Pestizide weltweit verbieten. Ihre Botschaft ist klar: Afrikanische Menschenleben sind nicht weniger wert als europäische!
Philip Degenhardt, Leiter des Zentrums für internationalen Dialog und Zusammenarbeit bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, wird den Film einleiten.
Nach der Filmvorführung (Englisch mit deutschen Untertiteln) diskutieren wir den Film mit zwei Expertinnen:
Refiloe Joala ist Forscherin mit Spezialisierung auf afrikanische Ernährungssysteme und Programmmanagerin für Ernährungssouveränität bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Südafrika. Mit über einem Jahrzehnt Erfahrung im Entwicklungssektor hat sie zahlreiche Forschungsprojekte und Beratungsaufträge geleitet und begleitet, die sich mit der Transformation von Agrar- und Ernährungssystemen im südlichen Afrika, Ernährungs- und Landrechten sowie dem Klimawandel befassen. Refiloe ist außerdem Mitproduzentin des preisgekrönten Dokumentarfilms The Last Seed. Sie ist auch Mitproduzentin des Films «Toxic Harvest».
Dr. Silke Bollmohr ist Ökotoxikologin und arbeitet seit vielen Jahren zu den Risiken von Pestiziden, insbesondere in afrikanischen Ländern. Sie setzt sich für ein Ende der Export-Doppelstandards bei Pestiziden aus Deutschland ein und fördert aktiv agrarökologische Alternativen wie Permakultur. Als Senior Policy Advisor beim INKOTA-netzwerk engagiert sie sich für gerechtere und nachhaltige globale Ernährungssysteme.
Moderiert wird das Gespräch von Tanja Tabbara, Referentin für sozial-ökologische Transformation im Afrika- und Westasienreferat der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin. Die Diskussion wird simultan deutsch – englisch gedolmetscht.