Ein Mann beim Entkernen der Kakaoschote
Projekte & Länder

Faire Preise und Mitsprache für Kakaobäuer*innen erstreiten

Neues Projekt gestartet: Zivilgesellschaft und Kakaobäuer*innen arbeiten gemeinsam für einen transparenteren und nachhaltigeren Kakaosektor

von Juliane Bing
Veröffentlicht 25. SEPTEMBER 2023

Seit 2019 arbeitet INKOTA eng mit der ivorischen zivilgesellschaftlichen Organisation Inades Formation zusammen. Ziel ist es, dass ivorische Kakaobauernorganisationen und NROs miteinander vernetzen und die zivilgesellschaftliche Nord-Süd Zusammenarbeit im Kakaosektor verstärkt. Ein wichtiger Meilenstein der Zusammenarbeit ist die Gründung der „Plateforme Ivoirienne pour le Cacao Durable“ (PICD). In diesem Netzwerk sind mittlerweile 45 ivorische Kakaokooperative und elf NROs Mitglied. Sie setzen sich gemeinsam und selbstbewusst für die Rechte ivorischer Kakaobauern und ihren Familien ein.

Die Stärken der Vernetzung und Zusammenarbeit zeigten sich im vergangenen Jahr besonders in den Verhandlungen zur EU Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten. Im komplexen EU Gesetzgebungsprozess arbeiteten europäische NROs, wie INKOTA und Fern eng mit der PICD zusammen – damit die Positionen im Interesse der ivorischen Kakaobäuer*innen auch in Brüssel Gehör fanden.

Die Europäische Union verstärkt im Rahmen ihrer „Sustainable Cocoa Initiative“ ebenfalls ihre Bemühungen für einen nachhaltigeren Kakaosektor. Im Rahmen dieser Initiative spielen zivilgesellschaftliche Organisationen eine wichtige Rolle – um auf Politik und Wirtschaft weiterhin Druck auszuüben, damit sich die strukturellen Bedingungen im Kakaosektor zugunsten der Kakaoproduzent*innen ändern.

INKOTA arbeitet dazu in den nächsten drei Jahren in einem neuen von der EU geförderten Projekt mit Inades Formation, sowie zwei neuen ivorischen Partnerorganisationen -  Initiatives pour le Développement communautaire et la conservation de la Forêt (IDEF) und Solidaridad West Africa -sowie der Brüsseler NRO Fern zusammen.

Kakaobäuer*innen müssen einbezogen werden

Die Vernetzungsarbeit der vergangenen drei Jahre hat schon erste Früchte getragen, doch der Weg zu einer gleichberechtigten Mitsprache von Kakaobäuer*innen im Kakaosektor ist noch weit. In die Entscheidungsprozesse des Conseil Café Cacao (CCC), der nationalen ivorischen Behörde, die jährlich die Kakaopreise in Abhängigkeit von den aktuellen Weltmarktpreisen festlegt, sind sie nach wie vor kaum eingebunden. Sie haben somit kaum Möglichkeiten, sich gegen die Preise, die weit unter dem existenzsichernden Minimum liegen, zu wehren. Dabei sind sie diejenigen, die wissen, wieviel Arbeit und Kosten in der Produktion stecken und wie hoch ein existenzsicherndes Einkommen sein muss.

Im Rahmen dieses Projektes bündeln wir unsere Kräfte, um unserer wichtigsten Forderung in Europa und der Côte d‘Ivoire Gehör zu verschaffen: faire Kakaopreise für ein würdiges und sicheres Leben der Kakaobäuerinnen.

Eine hochrangige Veranstaltung unter Beteiligung von ivorischer Ministerien, dem Präsidenten des ivorischen Parlaments, Vertretern der Europäischen Union sowie Organisationen wie UNICEF und GIZ in Abidjan am 21. September 2023 markierte den offiziellen Beginn unseres neuen Projekts. Die Teilnahme zahlreicher Vertreter*innen staatlicher Institutionen unterstreicht die Bedeutung, die der Stärkung zivilgesellschaftlicher Organisationen für einen nachhaltigeren Kakaosektor zukommt. Auch zahlreiche Mitglieder der PICD waren anwesend. 

Desiré Adon von der Mitglieds-Kooperative COOPASA unterstrich in seiner Rede die Bedeutung der Plattform für ihn als Kakaobauer:

Die Plattform ermöglicht es uns, gehört zu werden. Im vergangenen Jahr konnte ich nach Brüssel reisen, um der Europäischen Union von den Herausforderungen für uns als Kakaobauern direkt zu berichten.“

 

Hinsichtlich der Bedeutung des Projekts für die Stärkung des Dialogs in der Lieferkette unterstrich Stéphane Brossard, Vertreter der Delegation der Europäischen Union in Côte d’Ivoire, unterstrich

Durch konkrete Vorschläge der Plattform gegenüber der ivorischen Regierung und der Europäischen Kommission wird sie die Stimme der Kakaobauern und Bürger*innen, die sich für nachhaltigen Kakao einsetzen,  verstärken.“

40%
der globalen Kakao-Produktion kommt aus der Côte d'Ivoire
20%
des Bruttoinlandsprodukts werden im Kakaoanbau erwirtschaftet
25%
der Beschäftigten arbeiten im Kakaoanbau

In den kommenden drei Jahren werden wir mit unseren Partnern die noch junge ivorische Plattform von NROs und Kakaoproduzent*innen „Plateforme Ivoirienne pour le Cacao Durable“ stärken. Gleichzeitig werden wir den regelmäßigen Dialog zwischen Produzentenorganisationen und der nationalen Behörde CCC einfordern. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir sowohl Trainings zu Lobbyarbeit für Produzent*innen und Kooperativen in der Côte d’Ivoire anbieten als auch Informations- und Beratungsangebote für Kakaoproduzent*innen und Kooperativen schaffen.

Menschenrechtsverletzungen und Entwaldung entschieden entgegentreten

Die ivorische Zivilgesellschaft wird im Rahmen des Projekts zudem die Umsetzung neuer gesetzlicher Regulierungen wie beispielsweise dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder der EU Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten kritisch begleiten. Dazu wird eine unabhängige zivilgesellschaftliche Monitoringstelle eingerichtet. Diese wird in regelmäßigen Beobachtungsmissionen in Kakaogemeinden und geschützten Waldgebieten, Daten zur Umsetzung und Wirksamkeit gesetzlicher Regulierungen und unternehmerischen Bemühungen erheben und veröffentlichen. Damit wird ein erheblicher Beitrag zu größerer Transparenz im Kakaosektor geleistet.

Unser Ziel ist es, die Durchsetzung der Gesetze und Regularien zu stärken und auf eine Verschärfung der Vorschriften zu drängen, um blinde Flecken in der Gesetzgebung zu beseitigen und die Transparenz für eine nachhaltigere Branche in Côte d'Ivoire zu fördern, die den Gemeinden und der Biodiversität zugutekommt.“
Bakary Traoré
IDEF

INKOTA wird sich gemeinsam mit der Organisation Fern, die ihren Sitz in Brüssel hat, für den Dialog zwischen politischen Akteuren in Europa sowie europäischen Kakao- und Schokoladenunternehmen einsetzen und gemeinsame Studien und Analysen mit ihren ivorischen Partnern veröffentlichen. Gemeinsam erheben wir unsere Stimmen für eine Verbesserung der Lebensbedingungen von Kakaobäuer*innen und ihrer Familien.

 

Wir setzen uns als europäische Zivilgesellschaft für faire Einkaufspraktiken der Kakao- und Schokoladenindustrie ein. Denn ein fairer Preis ist eine elementare Voraussetzung dafür, dass Kakaobäuer*innen und ihre Familie ein Leben in Würde führen können!“
Juliane Bing
Programmkoordinatorin Westafrika

Diese Seite wurde mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union erstellt. Der Inhalt liegt in der alleinigen Verantwortung von INKOTA und spiegelt keinesfalls die Ansichten der Europäischen Union wider.

Diese Seite wurde mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union erstellt. Der Inhalt liegt in der alleinigen Verantwortung von INKOTA und spiegelt keinesfalls die Ansichten der Europäischen Union wider.

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