Projekte & Länder

Meilenstein: Höhere Preise für Kakaobauern

Regierungen von Ghana und Côte d’Ivoire einigen sich auf höheren Kakaopreis gegenüber Schokoladenindustrie.

von Evelyn Bahn
Veröffentlicht 5. OCTOBER 2020

Gute Nachrichten für Kakaobauern und –bäuerinnen in Ghana und der Côte d’Ivoire: Ab dem 1. Oktober steigt der garantierte staatliche Mindestpreis für Kakao in der Côte d’Ivoire um 21 Prozent und in Ghana um 28 Prozent. In Ghana ist das die erste Preiserhöhung seit 2016. In der Côte d’Ivoire musste die Regierung 2017 zuletzt sogar die Ab-Hof-Preise, die unmittelbar auf den Kakaoplantagen für Kakaobohnen gezahlt werden, an ivorische Produzent*innen senken.

Staaten trotzen Macht der Industrie

Die jetzt verkündete Preiserhöhung um 28 Prozent wurde nur ermöglicht, weil sich die beiden größten kakaoproduzierenden Länder zusammengeschlossen haben. Sie fordern jetzt unabhängig vom Weltmarktpreis von der Kakao- und Schokoladenindustrie einen Preisaufschlag von 400 US-Dollar pro Tonne. Nach anfänglichem Widerstand hat sich die Industrie bereit erklärt, den Preisaufschlag zu zahlen. Ghana und die Côte d’Ivoire liefern 60 Prozent der weltweiten Kakaoernte. Bislang haben sich keine weiteren kakaoanbauenden Länder der ghanaisch-ivorischen Initiative angeschlossen.

Kakaobehörden in der Pflicht

Die INKOTA-Partnerorganisation SEND-Ghana setzt sich seit 2018 für eine faire Kakaopreispolitik in Ghana ein. Sandra Kwabea Sarkwah von der INKOTA-Partnerorganisation SEND-Ghana erklärt: „Wir begrüßen die Erhöhung des Ab-Hof-Preises als wichtigen Meilenstein. Nun muss die Kakaobehörde dafür sorgen, dass der neue Preis im vollem Umfang bei Bauern und Bäuerinnen ankommt. Immer wieder werden sie an den Verkaufsstellen betrogen, weil Waagen manipuliert sind.“ SEND-Ghana wird gemeinsam mit Kooperativen eine Informationskampagne starten, um Produzent*innen über die Preiserhöhungen und ihre Rechte zu informieren. Sandra Sarkwah weist außerdem darauf hin, dass bei steigenden Weltmarktpreisen auch der Ab-Hof-Preis weiter angehoben werden muss.

Existenzsicherndes Einkommen noch in weiter Ferne

Doch auch die Preiserhöhung schließt die Lücke zum existenzsichernden Einkommen nicht. Trotz einem stetig steigenden Anteil von zertifizierten Kakao, verfügt die Mehrheit der Kakaobauernfamilien nicht über ein existenzsicherndes Einkommen. Armut und Kinderarbeit gehören noch immer zum Alltag der knapp zwei Millionen Kakaobauernfamilien.

Nach Berechnungen des INKOTA-netzwerks müsste der Ab-Hof-Kakaopreis bei über 3.000 US-Dollar pro Tonne und damit fast doppelt so hoch liegen, um Kakaobauernfamilien ein angemessenes Einkommen zu garantieren. „Jetzt ist es Zeit, dass auch die Schokoladenindustrie ihre Hausaufgaben macht. Faire Preise sind eine Grundvoraussetzung, um Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten zu begegnen,“ fordert Evelyn Bahn vom INKOTA-netzwerk.

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