Hart und schlecht bezahlt. Zuckerrohrernte in der Provinz Sa Kaeo, Thailand Foto: think4photop / shutterstock
Südlink-Magazin

Südlink zum Thema Zucker erschienen

Bittersüßer Zucker - Gesundheit und Umwelt in Gefahr

von Michael Krämer
Veröffentlicht 9. MÄRZ 2023

Am 27. Februar stellte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir seine Pläne für einen besseren Schutz von Kindern in der Lebensmittelwerbung vor. Längst haben Studien belegt, dass Werbung insbesondere Kinder stark beeinflusst. Sie könnte kaum verheerender für deren Ernährungsgewohnheiten sein. „Durchschnittlich 92 Prozent der Lebensmittelwerbung, die Kinder in Internet und TV wahrnehmen, ist für Produkte wie Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten“, schreibt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in einer Meldung. Höchste Zeit, dass Lebensmittel- und Werbeindustrie besser, also verbraucherfreundlicher reguliert werden.

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Südlink 203 - Bittersüßer Zucker
Gesundheit und Umwelt in Gefahr | März 2023
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Südlink 203 - Bittersüßer Zucker
Gesundheit und Umwelt in Gefahr | März 2023
Alle mögen Zucker, doch er kann ziemlich ungesund sein. Für diejenigen, die zu viel davon konsumieren. Besonders aber für all jene, die in den Anbaugebieten leben und großen Mengen hochgefährlicher Agrargifte ausgesetzt sind. Bei 92 Gramm liegt der tägliche Pro-Kopf…

Welchen Versprechungen der Werbeindustrie erliegen Sie eigentlich? Wie hoch ist Ihr Zuckerkonsum? Bei 33,8 Kilogramm lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch im Wirtschaftsjahr 2019/20 in Deutschland, rund 92 Gramm pro Tag. Das ist noch etwas mehr als der globale Durchschnitt von 89 Gramm und fast doppelt so viel wie von der Weltgesundheitsorganisation WHO maximal empfohlen. Besser noch sei allerdings ein Konsum von weniger als 25 Gramm pro Tag, so die WHO. Zu viel Zucker ist ungesund. Aber nicht nur für die Verbraucher*innen.

Auch der Anbau hat zahlreiche negative Folgen für Mensch und Natur. Das gilt für den Anbau von Zuckerrüben, bei dem bis heute gefährliche Neonikotinoide eingesetzt werden, die wahre Bienenkiller sind. Es gilt besonders für den Anbau von Zuckerrohr, aus dem inzwischen mehr als 85 Prozent des globalen Zuckers gewonnen wird. Auf den Plantagen des globalen Südens werden große Mengen hochgefährlicher Pestizide wie Glyphosat und Paraquat eingesetzt. Diese vergiften das Grundwasser und führen bei den Arbeiter*innen auf den Zuckerrohrplantagen, aber auch in den umliegenden Gemeinden zu schweren Erkrankungen. Zehntausende sind in den letzten Jahrzehnten allein in den Anbaugebieten Zentralamerikas an Niereninsuffizienz gestorben. Als regionale Epidemie hat es die Krankheit sogar zu einem eigenen Namen gebracht: Mesoamerikanische Nephropathie.

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So wie der weltweite Zuckerkonsum steigt, wächst auch die Anbaufläche. Immer weiter fressen sich in vielen Ländern des globalen Südens die Zuckerrohrfelder in die Landschaft, führen zu Entwaldung und verdrängen den oft weniger rentablen Anbau von Grundnahrungsmitteln. „Azúcar Amarga“ („Bitterer Zucker“) ist der Name einer Kampagne in El Salvador – die INKOTA seit vergangenem Jahr unterstützt. Sie setzte sich für eine bessere Regulierung des Zuckerrohranbaus ein und steht den Menschen in den betroffenen Gebieten bei, wenn diese sich gegen Landraub und das eigentlich verbotene und gesundheitsgefährdende Abbrennen der Plantagen vor der Ernte wehren.

Zucker ist also nicht immer süß, für viele ist er höchst bitter. Darüber berichten wir in diesem Dossier, das wir gemeinsam mit der Agrar Koordination erarbeitet haben.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Michael Krämer

Zucker ist also nicht immer süß, für viele ist er höchst bitter. Darüber berichten wir in diesem Dossier, das wir gemeinsam mit der Agrar Koordination erarbeitet haben.

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Michael Krämer

Gefördert durch Brot für die Welt aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes, durch die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Berlin sowie die Stiftung Nord-Süd-Brücken.
Für den Inhalt dieser Publikation ist allein der INKOTA-netzwerk e.V. verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt der Zuwendungsgeber wieder.

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