Gemeinsame Erklärung zur Hungersnot in Gaza
Über 100 Organisationen warnen vor Massenhungersnot
Uns erreichen täglich entsetzliche Bilder und Berichte unendlichen Leids aus Gaza. Eine massive Hungersnot breitet sich immer weiter aus. Die Verteilung von Hilfegütern durch die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) in militarisierten Zentren ist bereits für Hunderte hilfesuchende Palästinenser*innen eine Todesfalle geworden.
Gemeinsam mit mehr als 100 Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen fordert INKOTA angesichts der dramatischen Lage in Gaza sofortiges politisches Handeln: Die vollständige Öffnung aller Grenzübergänge, uneingeschränkten Zugang zu lebenswichtigen Hilfsgütern nach den Grundsätzen des humanitären Völkerrechts und einen dauerhaften Waffenstillstand. Trotz vorhandener Vorräte werden Hilfslieferungen massiv blockiert – während die Zivilbevölkerung verhungert und humanitäre Helfer*innen selbst ums Überleben kämpfen. Die Belagerung hat ein Maß an humanitärer Katastrophe erreicht, das nicht länger hingenommen werden darf. Das Aushungern von Zivilist*innen als Kriegsmittel ist ein Kriegsverbrechen. Die internationale Staatengemeinschaft muss ihrer Verantwortung gerecht werden – bevor es zu spät ist.
Uns erreichen täglich entsetzliche Bilder und Berichte unendlichen Leids aus Gaza. Eine massive Hungersnot breitet sich immer weiter aus. Die Verteilung von Hilfegütern durch die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) in militarisierten Zentren ist bereits für Hunderte hilfesuchende Palästinenser*innen eine Todesfalle geworden.
Gemeinsam mit mehr als 100 Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen fordert INKOTA angesichts der dramatischen Lage in Gaza sofortiges politisches Handeln: Die vollständige Öffnung aller Grenzübergänge, uneingeschränkten Zugang zu lebenswichtigen Hilfsgütern nach den Grundsätzen des humanitären Völkerrechts und einen dauerhaften Waffenstillstand. Trotz vorhandener Vorräte werden Hilfslieferungen massiv blockiert – während die Zivilbevölkerung verhungert und humanitäre Helfer*innen selbst ums Überleben kämpfen. Die Belagerung hat ein Maß an humanitärer Katastrophe erreicht, das nicht länger hingenommen werden darf. Das Aushungern von Zivilist*innen als Kriegsmittel ist ein Kriegsverbrechen. Die internationale Staatengemeinschaft muss ihrer Verantwortung gerecht werden – bevor es zu spät ist.
Gemeinsame Erklärung
In Gaza breitet sich eine Massenhungersnot aus und unsere Kolleg*innen und die Menschen, denen wir helfen, siechen dahin.
Während die Belagerung durch die israelische Regierung die Bevölkerung aushungert, stehen nun auch Helfer*innen in denselben Schlangen für Lebensmittel an und riskieren erschossen zu werden, nur um ihre Familien zu ernähren. Da die Vorräte nun vollständig aufgebraucht sind, müssen humanitäre Organisationen mit ansehen, wie ihre eigenen Kolleg*innen und Partner*innen vor ihren Augen dahinsiechen. Genau zwei Monate, nachdem die von der israelischen Regierung kontrollierte „Gaza Humanitarian Foundation“ ihre Arbeit aufgenommen hat, schlagen 115 Organisationen Alarm und fordern die Regierungen zum Handeln auf: Öffnung aller Landgrenzübergänge, Wiederherstellung uneingeschränkter Versorgung mit Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, medizinischen Hilfsgütern, Unterkünften und Treibstoff durch prinzipientreue von den Vereinten Nationen geleitete Mechanismen, Beendigung der Belagerung und sofortige Einigung auf einen Waffenstillstand.
„Jeden Morgen hallt dieselbe Frage durch den Gazastreifen: Werde ich heute etwas zu essen bekommen?“, sagte ein Vertreter einer Hilfsorganisation.
Fast täglich kommt es zu Massakern an Lebensmittelverteilungsstellen in Gaza. Bis zum 13. Juli bestätigten die Vereinten Nationen 875 Palästinenser*innen, die auf der Suche nach Lebensmitteln getötet wurden, 201 auf Hilfsrouten, der Rest an Verteilungsstellen. Tausende weitere wurden verletzt. Unterdessen haben israelische Streitkräfte fast zwei Millionen erschöpfte Palästinenser*innen gewaltsam vertrieben. Der jüngste Befehl zur Massenvertreibung wurde am 20. Juli erlassen und beschränkte die Palästinenser*innen nun auf weniger als 12 Prozent des Gazastreifens. Das Welternährungsprogramm warnt, dass die derzeitigen Bedingungen Hilfseinsätze unmöglich machen. Das Aushungern von Zivilist*innen als Kriegsmittel ist ein Kriegsverbrechen.
Vor den Toren des Gazas-Streifens, in Lagerhäusern – und sogar innerhalb des Gazas-Streifens selbst – lagern Tonnen von Lebensmitteln, sauberem Wasser, medizinischen Hilfsgütern und Treibstoff unberührt, da humanitären Organisationen der Zugang oder die Auslieferung dieser Güter verwehrt wird. Die Beschränkungen, Verzögerungen und Zersplitterung durch die vollständige Belagerung seitens der israelischen Regierung haben zu Chaos, Hunger und Tod geführt. Ein Helfer, der psychosoziale Unterstützung leistet, sprach von den verheerenden Auswirkungen auf Kinder: „Kinder sagen ihren Eltern, dass sie in den Himmel wollen, weil es dort wenigstens Essen gibt.“
Ärztinnen und Ärzte berichten von Rekordzahlen akuter Unterernährung, insbesondere bei Kindern und älteren Menschen. Krankheiten wie akuter wässriger Durchfall breiten sich aus, die Märkte sind leer, Müll türmt sich, Erwachsene brechen auf den Straßen vor Hunger und Dehydrierung zusammen. Die Verteilung in Gaza erfolgt durchschnittlich mit nur 28 Lastwagen pro Tag, was bei weitem nicht ausreicht für über zwei Millionen Menschen, von denen viele seit Wochen ohne Hilfe auskommen müssen.
Das humanitäre System unter der Führung der Vereinten Nationen ist nicht gescheitert, es wurde daran gehindert, zu funktionieren.
Humanitäre Organisationen verfügen über die Kapazitäten und Vorräte, um in großem Umfang zu helfen. Aber da uns der Zugang verwehrt wird, können wir die Bedürftigen nicht erreichen, darunter auch unsere eigenen erschöpften, hungrigen Teams. Am 10. Juli kündigten die EU und Israel Maßnahmen zur Ausweitung der Hilfe an. Aber diese Versprechen des „Fortschritts“ klingen hohl, wenn es vor Ort keine wirklichen Veränderungen gibt. Jeder Tag ohne kontinuierliche Hilfslieferungen bedeutet, dass mehr Menschen an vermeidbaren Krankheiten sterben. Kinder hungern, während sie auf Versprechen warten, die nie eintreffen.
Die Palästinenser*innen sind in einem Teufelskreis aus Hoffnung und Enttäuschung gefangen, während sie auf Hilfe und Waffenstillstände warten, nur um dann in noch schlechteren Verhältnissen aufzuwachen. Es handelt sich nicht nur um physische, sondern auch um psychische Qualen. Das Überleben ist wie eine Fata Morgana. Das humanitäre System kann nicht auf falschen Versprechungen basieren. Humanitäre Helfer*innen können nicht mit wechselnden Zeitplänen arbeiten oder auf politische Zusagen warten, die keinen Zugang gewährleisten.
Die Regierungen dürfen nicht länger auf die Erlaubnis zum Handeln warten. Wir können nicht weiterhin darauf hoffen, dass die derzeitigen Vereinbarungen funktionieren. Es ist Zeit, entschlossen zu handeln: Fordern Sie einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand; heben Sie alle bürokratischen und administrativen Beschränkungen auf; öffnen Sie alle Grenzübergänge; gewährleisten Sie den Zugang zu allen Menschen in ganz Gaza; lehnen Sie militarisierte Verteilungsmodelle ab; stellen Sie eine prinzipientreue, von den Vereinten Nationen geleitete humanitäre Hilfe wieder her und finanzieren Sie weiterhin prinzipientreue und unparteiische humanitäre Organisationen. Die Staaten müssen konkrete Maßnahmen zur Beendigung der Belagerung ergreifen, wie beispielsweise die Einstellung des Transfers von Waffen und Munition.
Fragmentarische Vereinbarungen und symbolische Gesten wie Luftabwürfe oder mangelhafte Hilfsabkommen dienen als Vorwand für Untätigkeit. Sie können die rechtlichen und moralischen Verpflichtungen der Staaten, palästinensische Zivilisten zu schützen und einen sinnvollen Zugang in großem Umfang zu gewährleisten, nicht ersetzen. Die Staaten können und müssen Leben retten, bevor es keine mehr zu retten gibt.
Englischsprachige Version der Erklärung mit der Liste der unterzeichnenden Organisationen