Näher*innen verdienen mehr

Ein Existenzlohn für alle

Das Festlegen von Mindestlöhnen sollte ein wichtiges Element der Politik sein, um Armut zu überwinden und die Bedürfnisse aller Arbeiter und ihrer Familien abzusichern.

Dies ist eine der zentralen Forderung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die als Sonderorganisation der Vereinten Nationen damit beauftragt ist, soziale Gerechtigkeit, Menschen- und Arbeitsrechte zu fördern.

Diese Forderung international durchzusetzen, ist eines der Ziele unserer Arbeit. Gemeinsam mit unseren Partnern im globalen Süden, wie z.B. der Asia Floor Wage Campaign, sehen wir und die Kampagne für Saubere Kleidung die Frage der Löhne als ein zentrales Thema im Kampf um faire Arbeitsbedingungen an.

Wie definieren wir einen Existenzlohn?

Ein existenzsichernder Lohn ist ein Arbeitseinkommen, das es Arbeiter*innen ermöglicht, sich selbst und ihre Familien zu ernähren, die Miete zu zahlen, für Gesundheits-, Kleidungs-, Mobilitäts- und Bildungskosten aufzukommen sowie für unerwartete Ereignisse ein wenig Geld zur Seite zu legen. Ein existenzsichernder Lohn soll der Grundlohn sein, der in einer regulären Arbeitswoche gezahlt wird unabhängig von Überstunden oder Boni. Diese reguläre Arbeitswoche soll nie mehr als 48 Arbeitsstunden umfassen. Der Existenzlohn gilt hierbei für alle Arbeiter*innen und darf nicht unterschritten werden.

Das Festlegen von Mindestlöhnen sollte ein wichtiges Element der Politik sein, um Armut zu überwinden und die Bedürfnisse aller Arbeiter und ihrer Familien abzusichern.

Dies ist eine der zentralen Forderung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die als Sonderorganisation der Vereinten Nationen damit beauftragt ist, soziale Gerechtigkeit, Menschen- und Arbeitsrechte zu fördern.

Diese Forderung international durchzusetzen, ist eines der Ziele unserer Arbeit. Gemeinsam mit unseren Partnern im globalen Süden, wie z.B. der Asia Floor Wage Campaign, sehen wir und die Kampagne für Saubere Kleidung die Frage der Löhne als ein zentrales Thema im Kampf um faire Arbeitsbedingungen an.

Wie definieren wir einen Existenzlohn?

Ein existenzsichernder Lohn ist ein Arbeitseinkommen, das es Arbeiter*innen ermöglicht, sich selbst und ihre Familien zu ernähren, die Miete zu zahlen, für Gesundheits-, Kleidungs-, Mobilitäts- und Bildungskosten aufzukommen sowie für unerwartete Ereignisse ein wenig Geld zur Seite zu legen. Ein existenzsichernder Lohn soll der Grundlohn sein, der in einer regulären Arbeitswoche gezahlt wird unabhängig von Überstunden oder Boni. Diese reguläre Arbeitswoche soll nie mehr als 48 Arbeitsstunden umfassen. Der Existenzlohn gilt hierbei für alle Arbeiter*innen und darf nicht unterschritten werden.

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Kurze Dokumentation zum Thema Bezahlung und Existenzlohn in der Modeindustrie Kambodschas

Was fordern wir von Modefirmen?

Globale Marken und Modehändler haben als Auftraggeber einen großen Einfluss. Deshalb müssen sie sicherstellen, dass die Arbeiter*innen, die für sie Kleidung produzieren, einen Lohn zum Leben erhalten und unter sicheren, gesunden Bedingungen arbeiten.

Was muss die Regierung tun?

Regierungen müssen sicherstellen, dass der gesetzliche Mindestlohn existenzsichernd ist und tatsächlich gezahlt wird. Sie müssen die Verantwortlichkeit der Unternehmen für das Leben und den Lohn der Arbeiter*innen in ihrer Lieferkette regulieren.

Wie hoch ist ein Existenzlohn? Und wie setzt er sich zusammen?

10 beliebte Ausreden gegen einen Existenzlohn

Ein die Existenz sichernder Lohn ist nicht Firmenaufgabe, sondern Regierungsaufgabe.

Ein durch die Regierungen festgelegter gesetzlicher Mindestlohn sollte selbstverständlich auf einem existenzsichernden Niveau liegen. Aber es gibt klare Gründe dafür, weshalb dies bis heute in der Textilindustrie nicht der Fall ist. Unter dem internationalen Wettbewerbsdruck sehen sich Regierungen gezwungen, ihre Lohnpolitik primär investorenfreundlich zu gestalten. Sie wissen nur zu gut, dass die Gefahr der Produktionsverlagerung ins billigere Ausland droht, falls die Löhne angehoben werden. Tiefe Löhne sind noch immer ein entscheidender Standortvorteil. Multinationale Modekonzerne dominieren die Textilindustrie und sitzen an den Machtschaltern, nicht die Regierungen der Produktionsländer. Modekonzerne stehen daher in der Pflicht, dass sie sich zu einem Existenzlohn bekennen und gegenüber den Regierungen klarmachen, dass sie die Produktion nicht ins Ausland verlagern, falls der Lohn auf ein existenzsicherndes Niveau angehoben wird. Es ist zudem unumgänglich, dass Modekonzerne die ganze Lieferkette berücksichtigen und mit anderen Modefirmen zusammenarbeiten, um global einen Existenzlohn umzusetzen.

Es ist unmöglich einen die Existenz sichernden Lohn zu bezahlen, weil es keine allgemein anerkannte Berechnungsmethode für einen Existenzlohn gibt.

Aus Sicht der Arbeiter*innen ist diese Ausrede besonders absurd. Es ist offensichtlich, dass die Löhne nicht zum Leben reichen, das bestreiten sogar viele Firmen nicht. Die Business-Community kann sich aber nicht auf eine gemeinsame Messgröße für einen Existenzlohn einigen, weshalb viele Firmen noch nicht einmal den Versuch starten, die Löhne nach oben zu korrigieren. Die Forderung nach einem Existenzlohn besteht schon lange. Bislang haben die Firmen aber kaum ernsthaft versucht, dieses drängende Problem anzupacken. Es ist nicht so, dass kein Konsens über eine Berechnung und Messgröße (Benchmark) eines die Existenz sichernden Lohnes möglich wäre – vielmehr fehlt der Wille der beteiligten Unternehmen, einen solchen Konsens zu finden.
Die Asia Floor Wage Allianz (AFW), ein Zusammenschluss von gut 80 asiatischen Gewerkschaften und NGOs, hat ein breit abgestütztes Berechnungsmodell und eine klare Lohnforderung für einen Existenzlohn aufgestellt. Die Lohnhöhe basiert auf konkreten Erhebungen der Lebenshaltungskosten von Textilarbeiter*innen und ihrer Familien in Asien. Das AFW-Existenzlohnmodell wurde bei zahlreichen Anlässen vorgestellt. Viele Firmen fanden diesen Ansatz interessant. Bisher gibt es jedoch kein Unternehmen, das den AFW-Existenzlohn als Messgröße (Benchmark) etabliert und deren Bezahlung eingeführt hat.

Wenn die Löhne ansteigen, verlieren die Produktionsländer ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Der Lohnkostenanteil für die Produktion macht gerade einmal 1-3 % des Endverkaufspreises aus. Selbst wenn der Lohn der Näher*innen verdoppelt würde, dann wäre das nur ein kleiner Betrag für einen Modekonzern. Markenfirmen müssen also endlich aufhören, tiefe Löhne als Standortvorteil zu sehen und Länder gegeneinander auszuspielen. Es ist nötig, in die Ausbildung, Infrastruktur und langfristige Zusammenarbeit mit Lieferanten zu investieren, sodass Produktivität, Verlässlichkeit oder vertikal integrierte Produktionsketten zu Standortvorteilen auf dem globalen Markt werden können. Lohnerhöhungen führen in vielen Fällen zu direkten Qualitätssteigerungen. Arbeiter*innen wechseln weniger oft den Arbeitsplatz, sind weniger oft krank, sind motivierter und produktiver und erhöhen so die Wettbewerbsfähigkeit des Lieferanten.

Unsere Firma schafft Arbeitsplätze – ohne unsere Aufträge hätten die Leute keine Arbeit und kein Einkommen.

Für viele Textilarbeiter*innen ist es tatsächlich so, dass sie lieber in einer Fabrik arbeiten, als sich Alternativen zu suchen. Das macht sie aber auch besonders verletzlich und abhängig vom Arbeitsplatz. Die große Abhängigkeit darf kein Vorwand sein, um Menschen auszubeuten. Arbeiter*innen fertigen unter hoher Arbeitsintensität die Produkte für die Modeindustrie, erhalten aber nicht annähernd einen fairen Anteil am Erfolg der Konzerne. Natürlich wollen wir, dass die Millionen von Textilarbeiter*innen weiterhin einen Job haben – das reicht aber nicht, um den Menschen eine faire Entwicklungschance und ein Leben jenseits der Armut zu ermöglichen. Arbeiter*innen weltweit sind heute einer großen Willkür ausgesetzt. Ihnen werden Gewerkschaftsrechte verweigert, sie erhalten trotz unzähligen Überstunden nur Hungerlöhne, bekommen vielfach weder Mutterschutz noch eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Die Arbeit in den Kleiderfabriken und die Verweigerung eines Existenzlohnes sind in starkem Maß beanspruchend: schlechter Gesundheitszustand, Mangelernährung, Erschöpfung, zerbrochene Familienstrukturen. Gemäß der Menschenrechtsdeklaration (Artikel 23/3) hat jede arbeitende Person „das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.“

Die Lebenshaltungskosten sind in den Produktionsländern viel geringer, der Lohn muss daher nicht so hoch sein.

Das Preisniveau ist nicht vergleichbar, das stimmt. Die heutigen Mindestlöhne in den Produktionsländern sind aber dermaßen niedrig, dass sie kein Leben in Würde ermöglichen. Viele Arbeiter*innen erhalten zudem nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn. Ein Existenzlohn sollte die Grundbedürfnisse wie Essen, sauberes Trinkwasser, Unterkunft, Kleider, Schule, medizinische Versorgung und Transportkosten decken. Darüber hinaus sollte ein frei verfügbares Einkommen bleiben, dass Sparrücklagen für größere oder unvorhergesehene Ausgaben sichert. Wir sind im Einklang mit der Menschenrechtsdeklaration und ILO-Standards der Meinung, dass es jede*r Arbeiter*in zusteht, für eine Standardarbeitswoche von max. 48 Stunden soviel zu verdienen, dass der Alltag in Würde bestritten werden kann. Ein Existenzlohn bedeutet also bei weitem kein Luxuseinkommen. Ein gesetzlicher Mindestlohn hingegen bedeutet heute in den Textilproduktionsländern ein Leben in bitterer Armut.

Konsument*nnen sind nicht bereit, mehr für ihre Kleider zu zahlen.

Konsument*innen haben sich zweifelsohne an sehr niedrige Preise gewöhnt. Der Lohnkostenanteil für die Produktion macht jedoch nur gerade 1-3 % des Endverkaufspreises aus. Für ein T-Shirt von 8 Euro erhalten die Arbeiter*innen in der Fabrik im Durchschnitt gerade mal 0,08 bis 0,25 Euro. Da an der Produktion eines T-Shirts viele Menschen beteiligt sind, beziehen sich die 25 Eurocent nicht einmal auf den Lohn einer Einzelperson, sondern müssen noch durch alle Beteiligten Arbeiter*innen geteilt werden! Eine Verdoppelung der Lohnkosten in der Produktion führt nur zu marginalen Mehrkosten, die problemlos von den (vielfach) Millionen- oder Milliardengewinnen der Modeunternehmen getragen werden könnten. Selbst wenn die Mehrkosten direkt an die Konsument*innen weitergegeben würden, wäre der Betrag so klein, dass er nicht ins Gewicht fiele.

Wir halten in unserem Verhaltenskodex fest, dass wir einen fairen Lohn bezahlen.

Ein Verhaltenskodex auf der Website führt noch nicht zu einem Existenzlohn in den Fabriken. Zwar ist es wichtig, dass ein Unternehmen im Verhaltenskodex klar das Recht auf einen Existenzlohn für alle Arbeiter*innen verankert. Damit das kein leeres Versprechen bleibt, braucht es aber umfassende Umsetzungs- und Kontrollmaßnahmen, die idealerweise im Verbund mit anderen Firmen, Gewerkschaften und NGOs angegangen werden. Es reicht zudem nicht, einen „fairen“ Lohn bezahlen zu wollen. Es ist nötig, dass Firmen sich öffentlich zum Recht auf einen Existenzlohn bekennen und transparent machen, an welcher Messgröße (Benchmark) sie sich orientieren, wie sie einen Existenzlohn berechnen und wie sie diese Vorgaben umsetzen.

Wir können keine höheren Löhne bezahlen – die Wirtschaftskrise hat uns schwer getroffen.

Obwohl wir anerkennen, dass die letzte Finanzkrise und die Corona-Krise einen Einfluss auf Modekonzerne hatte, ist klar: Das Recht auf einen Existenzlohn ist keine optionale Investition oder ein zusätzliches Corporate-Social-Responsibility-Programm, das Firmen nur in guten Zeiten anpacken können. In der Menschenrechtsdeklaration (Artikel 23/3) ist verbrieft, dass jede arbeitende Person das Recht hat „auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.“
Firmen stehen, wie auch die UN-Leitlinien „Wirtschaft und Menschenrechte“ klar festhalten, in der Pflicht, Menschenrechte zu achten. Ein Existenzlohn ist weder eine Gefälligkeit noch ein Privileg für Reiche, sondern eine Überlebensnotwendigkeit für alle, auch die ArbeiterInnen in den Kleiderfabriken.

Wenn wir die Löhne erhöhen, dann locken wir besser qualifizierte Personen an, die dann in den Fabriken arbeiten, weil sie dort mehr verdienen als in ihrem vorherigen Job. Das macht die Bildungs- und Gesundheitssysteme vor Ort kaputt.

Dieses Szenario ist auf den ersten Blick möglich, doch wird die Signalwirkung einer Lohnerhöhung im Textilsektor unterschätzt. Wenn die Löhne in den Fabriken ansteigen, ist es wahrscheinlich, dass sich Regierungen im öffentlichen Sektor ebenfalls zu einer Lohnanpassung gezwungen sehen. Dank höherer Löhne zirkulieren mehr Mittel in der lokalen Wirtschaft und ermöglichen damit weitere Investitionen. Ein existenzsichernder Lohn verleiht den Arbeiter*innen die dringend benötigte Kaufkraft, was wiederum das lokale Business ankurbelt und den Textilproduktionsländern helfen kann, sich aus der Armutsspirale zu bewegen. So wie der Profit heute in der globalen Textilindustrie verteilt ist, bringt die Industrie in den Produktionsländern nicht den erhofften Fortschritt, sondern zementiert Armut.

Unsere Shareholder sind nicht gewillt, einen Existenzlohn zu finanzieren.

John Ruggie, UNO-Sonderbeauftragter, hält in den UN-Leitlinien „Wirtschaft und Menschenrechte“ fest, dass Unternehmen verpflichtet sind, Menschenrechte zu respektieren. Es braucht daher jetzt einen Paradigmenwechsel in der Firmenkultur. Es geht nicht an, dass Firmen und ihre Shareholder auf Gewinnmaximierung aufbauen und gleichzeitig Menschenrechte missachten. Ein Existenzlohn ist ein Grundrecht – es steht allen zu, auch jenen Arbeiter*innen, die Produkte herstellen und damit die Grundlage für Gewinneinnahmen von Modekonzernen liefern.

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